„Ohne Worte“ lautet der Titel eines ganz besonderen Film-Projekts des Künstler Kai Fobbe: Texte bekannter Autoren wie etwa Thomas Bernhard oder Bertolt Brecht werden von gehörlosen Künstler*innen in Gebärdensprache übersetzt und mittels eines Beamers an Gebäudefassaden projiziert. In Kooperation mit Kultur im Turm e.V. und dem Landschaftsverband Rheinland hat der Bereich Chancengleichheit der Stadt Oberhausen zwei Projektionsflächen gefunden, auf denen vom 8. November 2021 bis zum 17. Dezember 2021 „Ohne Worte“ – sobald es am Nachmittag dämmert – zu sehen sein wird: der kitev-Turm in Richtung des Busbahnhofes am Oberhausener Hauptbahnhof und das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg an der Fassade der Walzhalle im Fabrikhof. Eine Besonderheit bietet zudem das Theater Oberhausen an. Hier wird im Zuge des Projektes „Ein Gebärdenspiel“ vom 8. bis 30. November in Kooperation mit dem Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg Essen ein eigenes Video gedreht. Dabei wird ein Teil des Familienstückes „Peter Pan“ von Schüler*innen des Kollegs gebärdet.
Der Künstler Kai Fobbe beschreibt sein „Ohne Worte“-Projekt wie folgt: „Mein Interesse besteht darin, mir Bekanntes, aber nicht Verständliches, sichtbar zu machen. Bei der Gebärdensprache ist es die Einfachheit, dass ich Gebärdensprachler*innen erkenne, wenn diese untereinander kommunizieren, ich sie aber nicht verstehe, da ich diese Sprache nicht beherrsche.“ Bereits in den 90er Jahren habe er einen Tänzer vom Tanztheater Wuppertal erleben dürfen, der ein Lied live in Gebärdensprache übersetzte. Die gezeigten Film-Aufnahmen zu „Ohne Worte“ beschäftigen sich mit der Übersetzung von Literatur. Fobbe: „Das geschriebene Wort ist für die gehörlosen Menschen eine Fremdsprache, so dass der Zugang das Erlernen dieser Sprache erfordert. Es treten die gleichen Schwierigkeiten auf, die eine Übersetzerin hat, wenn sie etwa einen Text vom Deutschen ins Französische übersetzt.“ Die Film-Projektionen, so Fobbe, sollen die Zuschauer*innen stutzig machen und auf Alltagsbarrieren hinweisen. Er möchte erreichen, dass das Nicht-Verstehen der gebärdeten Texte die Empathie für Menschen mit Behinderung verstärkt.
„Für die Inklusion in Oberhausen haben wir in den letzten Jahren als Kommune viel erreicht. Wir haben Barrieren abgebaut, Veranstaltungen zugänglicher gemacht und Perspektiven für junge Menschen mit Behinderung geschaffen“, erklärt Ralf Güldenzopf, Dezernent für die strategische Planung und Stadtentwicklung der Stadt Oberhausen, und ergänzt: „Jedoch ist die Öffentlichkeitsarbeit für die Inklusion genauso wichtig, wie jede Maßnahme zum Abbau von Barrieren.“ Deshalb freue er sich sehr darüber, „Ohne Worte“ in Oberhausen bestaunen zu dürfen.
Die Auswahl der Texte, die Namen der Gehörlosen Künstler und weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage von Kai Fobbe: www.kaifobbe.de/ohne-worte